Anfang des 18ten Jahrhunderts braute man in Osnabrück Bier und betrieb auch auf lokaler Ebene Handel damit. Man unterschied das Bier schlechthin, das aus Malz und Hopfen gewonnen wurde, den Koit, ein dünnes und hopfenloses Bier sowie den Grüsing das berühmte Kräuterbier. Aber das Bier war schlicht zu schlecht und wurde deshalb nicht exportiert.
Die ersten Brauereien der Stadt lagen innerhalb der Stadtmauern und litten unter schlechtem Wasser. Erst nachdem im Jahre 1843 das Festungsgebot aufgehoben wurde, durfte außerhalb der alten
Befestigungsanlagen gebaut werden.
Das Bier wurde erst besser als Johann Carl Immeyer auf dem Kalkhügel, dem späteren Westerberg, seinen Brauereibetrieb begann. Dort legte sein Vater, der Zimmermeister Immeyer am 16.04.1859 den Grundstein zu einer Brauerei, indem er die Erlaubnis erhielt ein früheres Gärtnerhaus als Wohnhaus auszubauen, wo zugleich ein Brauereibetrieb eröffnet werden sollte. Sein Sohn war Bierbrauer geworden und sollte jetzt zeigen, was er konnte.
Aber die Betriebsaufnahme verzögerte sich. Die Behörden nahmen es mit mancherlei Vorschriften sehr genau. Im Jahr 1860 war es jedoch soweit. Der Betrieb der Privatbrauerei konnte mit hoher obrigkeitlicher Genehmigung beginnen.
Johann Carl Immeyer musste sich nun nach Abnehmern für sein Bier umsehen. Das war nicht leicht, da Osnabrück derzeit lediglich 16.000 Einwohner hatte. Außerdem lag die Brauerei am Westerberg außerhalb des alten Befestigungsringes der Stadt. Dort war es zwar
recht schön und man hatte einen herrlichen Blick über die Stadt, aber es war unbequem, erst den Berg ersteigen zu müssen um sein Bier zu bestellen oder gar zu holen. Zudem sprach sich erst langsam herum, dass das Bier vom Westerberg besonders gut war, da ausgezeichnetes Wasser zur Verfügung stand.
Deshalb suchte der junge Mann um eine Schankkonzession nach, die ihm nach längerem Papierkrieg gewährte wurde. Immeyer eröffnete seine Gartenwirtschaft im Frühjahr 1861.
Weitere Anträge zum Betrieb eines „Bierschoppens“ und zur Anlage einer Kegelbahn folgten. Der Brauerei ging es offensichtlich nicht sehr gut. So musste Johann Carl Immeyer den Brauereibetrieb nach einigen Jahren aufgeben und wanderte nach Amerika aus.
Zwölf renomierte Osnabrücker Bürger hatten den Mut Grundstück und Betrieb anzukaufen und eine Aktiengesellschaft zu gründen. Es wurde ein Grundkapital von 90.000 Talern in 360 Inhaberaktien von je 250 Talern gezeichnet. Zu den elf Aktionären trat bald der als Geschäftsführer und Brauereidirektor der Gesellschaft vorgesehene Wilhelm Runde aus Braunschweig. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 16.10.1870 notariell beurkundet.
Der Betrieb wurde mit Energie und Erfolg in Angriff genommen. Nach dem Krieg von 1870⁄71 wurde auch das Bier in großem
Umfang zum Handelsobjekt. Mit dem „Apostelbier“, wie man wegen der zwölf Aktionäre das Gebräu scherzhaft nannte, hatte eine neue Epoche im Osnabrücker Brauereiwesen begonnen. Man hatte Anschluss an die Technik der Zeit gefunden und hielt Schritt mit der weiteren Entwicklung. Die Brauerei gewann Heimatrecht in der Stadt, da immer mehr Gaststätten ihr Bier auszuschenken begannen. Bald drang das Bier auch über die Stadtgrenzen hinaus. Das sich ausdehnende Werk auf dem Westerberg wuchs in das Stadtbild hinein.
Lange gehörte der Betrieb mit Wasserturm und Schornstein zum Bild des Berges, wie die ochsenbespannten Fuhrwerke der Brauerei bis zum 1. Weltkrieg zum Straßenbild.
Später wurde in der Brauerei auf dem Westerberg in der Bergstraße 35 neben Bergquell-Pilsener, Osnabrücker Edel-Export und Malzbier auch Pepsi-Cola, Mirinda und Florida Boy Orange hergestellt. Nach dem 2. Weltkrieg erwarb Rudolf August Oetker aus Bielefeld die Aktienmehrheit und übertrug den Geschäftsbetrieb 1983 auf die zu seinem Brauerei-Imperium gehörende Dortmunder
Actien-Brauerei.
1987 wurde der Braubetrieb eingestellt.
1992 erfolgte der Abriss der Brauereigebäude auf deren Grundstück später der Bau des Diakonie-Wohnstiftes am Westerberg erfolgte.
1999 wurde das letzte Erinnerungsdenkmal der Brauerei, der Wasserturm, zu einem Wohnhaus umgebaut.
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